Wie man sein eigenes Bild vom Hund verändert.

Stephan Peukert • 20. April 2024

Wenn man einfach nur austeigen will.

„Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus? Was kann dich in der Dämmerung so ergreifen?“
Genau so fing es an. Also zumindest für Faust aus der gleichnamigen Tragödie von Johann Wolfgang Goethe. Und zurecht kann man sich fragen wohin ihn das geführt hat. Wer Faust nicht kennt oder verdrängt hat, weil man in der Schule dazu genötigt worden ist, dem sei das Zitat erklärt.

Das Zitat stammt vom Wagner, dem Schüler von Faust. Beide üben sich mit unterschiedlichem Ziel der Wissenschaft Herr zu werden. Doch was Faust dort in der Dämmerung sieht, wird sein Leben verändern. „Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen?“, erwidert Faust auf die Frage von Wagner. Es stellt sich heraus, es ist ein schwarzer Pudel. Aber irgend etwas scheint an ihm eigenartig zu sein. So äußert sich Faust:“ Und irr ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel auf seinen Pfaden hintendrein.“ Die ganze Situation in welcher der vermeintliche Pudel auf Faust trifft, steckt voller Erzählungen, wie man Hunde früher gesehen hat. „Du siehst! ein Hund, und kein Gespenst ist da. Er knurrt und zweifelt, legt sich auf den Bauch. Er wedelt. Alles Hunde-Brauch.“ Noch wichtiger ist das was Faust im Hunde sieht. „Du hast wohl Recht; ich finde nicht die Spur von einem Geist, und alles ist Dressur.“

Es kommt wie es kommen musste. Faust nimmt den Pudel mit nach Hause und lässt ihn über die Türschwelle in sein Studierzimmer eintretten. „Sei ruhig Pudel! renne nicht hin und wider! An der Schwelle was schnoberst du hier? Lege dich hinter den Ofen nieder, mein bestes Kissen geb ich dir. Wie du draußen auf dem bergigen Wege durch rennen und springen ergetzt uns hast, So nimm nun auch von mir die Pflege, Als ein willkommener Gast.“ Doch dieser Beschreibung fällt es dem Wissenschaftler Faust schwer eine Trennung zwischen Mensch und Hund zu bewahren. „Wir sind gewohnt, dass die Menschen verhöhnen, Was sie nicht verstehen, Dass sie vor dem Guten und Schönen, Das ihnen oft beschwerlich ist, murren; Will es der Hund, wie sie, beknurren?“ Wie sich aber im Verlauf der Nacht rausstellt, ist es kein gewöhnlicher Pudel - es ist Mephisto der Teufel. Nun kann man auf den Gedanken kommen, dass Faust sich mit dem Pudel den Teufel ins Haus geholt hat.

Its just a Dog- Es ist nur ein Hund.


Okay, vielleicht ist es nicht gerade der Teufel, den man sich ins Haus holt. Es scheint mir aber doch der Fall zu sein, dass uns Hunde - zumindest dienen sie als Mittel dazu - an uns zweifeln lassen sollen. Wenn wir das heutige Bild des Hundes mit dem vom Faust vergleichen, müsste wohl Faust heute verboten werden, weil er den Hund als geistlos bezeichnet. Und doch haben sich bereits die alten Griechen mit den Hunden befasst, doch keiner kam auf diese Ideen, die wir heute von Hunden haben. Es scheint so als hätten wir ganz tief in die Trickkiste gegriffen, um Mephisto noch einmal über unsere Türschwelle laufen zu lassen, obwohl wir wissen, dass es sich nur um einen Hund handelt.

Als hätten wir wieder in einen Pakt eingewilligt, der uns zu Verrätern an uns selbst macht, nur um der Lust nachzugehen. Einem Erleben in einer zu grau gewordenen Welt, so dass uns wenigsten der Feuerschweif des Pudels Licht in das Dunkle bringt. Steckt das vielleicht in der Beschreibung des Hundes als „Bester Freund“ oder „Therapeut“. Wir wissen eigentlich, dass etwas schief läuft, schreiben dem Hund aber Eigenschaften zu, um unsere Sehnsucht nicht zu äußern? Die Sehnsucht nach Freundschaft, nach Familie oder gar nach Liebe? Bei der ganzen Verdrängung unserer Bedürfnisse, vergessen wir liebend gerne eine Sache. Es ist nur ein Hund.

Vom Hund zum Menschen

Wie nah angelehnt meine Versuche vom Hund wieder zum Menschen zu kommen an der Tragödie von Faust ist, habe ich erst gerade begriffen. Denn auch Mephisto hat sich von einem Hund zu einem „Menschen“, also so halb, verwandelt. Oder anders gesehen, kam er nur durch die Gestalt eines Hundes an den Faust heran. Und ich denke, dass dieses Bedürfnis schon immer in mir gesteckt hat. Ich mag Menschen tatsächlich sehr. Ich mag zu was sie fähig sind, ich mag es, sie zu fotografieren und ich liebe zu sehen, wie sie sich entwickeln. Doch für sich selbst machen sie es nicht. Immer wieder stehe ich vor meinen Kunden und würde sie am liebsten schütteln und sie anschreien: „ Es ist nur ein Hund. Wer kümmert sich um dich.“ Es scheint mir als gehen die Menschen in der Illusion vom Hund auf, obwohl sie sich darin immer mehr verlieren.

Sie sitzen Nächte vor Videos und Büchern über Hunde. Hören Menschen zu, die ihnen Tipps geben wie sie was und wann mit dem Hund machen müssen. Und ich habe das Gefühl, dass sich diese Menschen nicht einmal mehr als Pudel verkleiden müssen. Wir glauben ihnen, ohne mit der Wimper zu zucken. Als hätten wir bereits mit Blut den Vertrag unterzeichnet, der uns dazu zwingt, es einem imaginären Bild des Hundes recht zu machen und dabei uns selbst aufzugeben. Immer wieder habe ich versucht, aus diesem Kreislauf heraus zu kommen und bin doch immer wieder in die Falle getappt. Menschen sind nun mal Menschen. Sie verstehen die Hunde nicht. Sie verstehen nicht, wie primitiv Hunde sind, weil sie bei dem Begriff primitiv schon Abneigung verspüren. Doch ist es gerade das Primitive, das uns reizen sollte. Das Einfache. Das eben nicht mit dem Menschen gleich zu setzten ist. Doch wir arbeiten täglich daran dieses Primitive zu vernichten und geben uns jedes mal die Schuld, wenn wir der Wunschvorstellung widersprechen, dass wir Lassie und co. nicht richtig behandelt haben.

Es ist der Mensch

Doch die Wahrheit ist, dass ich noch nie einen Hund wie Lassie gesehen habe, der die Sprache der Menschen versteht und umgekehrt. Ich kennen keinen Hachiko, der immer wieder zum Zug läuft und sein Herrchen abholt. Ehrlich gesagt kenne ich keinen Hund, der ein Held, ein Vorbild oder etwas sein könnte, von dem man etwas lernt, wer man sein kann. Das haben immer wieder Menschen getan. Menschen die über Hunde reden. Aber vor allem Menschen die mit mir geredet haben. Die sich nicht erst als Pudel verkleidet haben, um mich zu täuschen. Und ja es sind verdammt wenige.

Mein Bild von Hunden hat sich in den letzten Tage extrem verändert. Es scheint mir so, als hätte ich eine Tür gefunden, die man schwer öffnet, weil man weiß, dass man einen Konflikt eröffnen wird. Aber das Öffnen der Tür hat mir wieder ein Stück mehr Ruhe gegeben. Vielleicht eben durch eine Erkenntnis. Vielleicht müssen wir eben nicht alles über Hunde wissen. Wer weiß schon alles über einen anderen Menschen. Und trotzdem sind wir in der Lage diesen zu lieben. Und auch wenn ich meine Hunde für primitive Geschöpfe halte, macht sie das nicht weniger liebenswürdig. Und erst recht möchte ich sie nicht missen. Aber es nimmt einem eine enorme Last, es immer richtig machen zu müssen. Immerhin sind Hunde so primitiv, dass sie in Konflikte gehen, sich auf die Nase hauen und am Ende des Tages zusammen im Bett kuscheln. Und was soll ich sagen… Die primitiven Konflikte, die ich mit meinen Hunde lebe und erlebe, führen genau zum selben Ergebnis. Manchmal wünschte ich, dass Menschen genau diese primitiven Sachen genau so händeln wie Hunde. Aber scheinbar sind sie dafür zu intelligent.

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Kommentare


Also ich feier gerade diesen Blog...Hallo Stephan...wieder einmal eine Punktlandung...woher weißt du solche Wahrheiten. Ich kenne nur Hundebesitzer, die ihren Hund verklärt (ich auch) ansehen und aus Scham verzweifelt versuchen ihn in unsere Menschenwelt zu pressen...
Danke, dass ich wieder so einen aufrüttelnden Blog lesen durfte. Du hast so recht, trotz ihrer meisterlichen Manipulationstechniken sind Hunde herrlich primitiv und direkt, wenn man sie läßt.
Mein Sonntag war nicht umsonst :-)...ich habe wieder was gelernt und vorallem verstanden. Nochmals danke und ich freu mich auf den nächsten Blog. Schönen Rest-Sonntag und viele Grüße Antje Hohman


Wow, ein Meisterwerk! Philosophisch, gefühlsnah, intelligent und doch ganz primitiv heruntergebrochen.
I like it!

von Carmen Mosimann 1. April 2025
Was es bedeutet, Mensch zu sein. Zu erforschen wer ich den bin. Zu erfahren, was das Leben für mich ist. Diesen Drang zu verspüren, mich zu sein. Kompromisslos und ehrlich. Das Mädchen, dass seine ganze Kindheit davon träumt, endlich einen Hund zu haben, endlich jemanden zu haben den man so lieben kann wie es nur mit Hunden, dem besten Freund des Menschen, geht. Sorry, ne, die war ich nicht. Hunde waren mir nicht ganz geheuer. Wer reitet kennt das vielleicht, du sitzt auf dem Pferd und der Weg führt an einem Hof vorbei. Du weisst zwar, was passieren wird, aber du weisst nicht, wann. Und schon kommt er angeschossen. Der Hofhund. Mit Glück einer. Wenn nicht, zwei oder drei. Manche bellen euch nur an und wenn du den Hof verlassen hast, ist ruhe, andere, ja die hängen sich gerne an deine Stiefel. Nein, ich hatte nicht den Wunsch einen Hund zu haben. Ich wollte lieber das Pferd. Ein eigenes Pferd wurde es dann doch nicht. Dafür habe ich jetzt einen Hund. Wer hätte es gedacht. Und genau dieser Hund aus Süditalien brachte nicht das dolce Vita. Sie brachte den Tsunami. Das Leben verändert sich, wenn ein Hund einzieht. Das ist klar. Das sich das Leben so verändern könnte, war mir gar nicht klar. Sie brachte alles, was ich dachte zu sein, ins wanken. Stellte mich in Frage. Wie noch keiner jemals zuvor. Dieses, das Gegenüber in Frage stellen, ist für ein Gegenüber, das seine Gefühle, Gedanken und Fragen meist mit sich selber ausmacht, nicht fassbar. Wenn du nicht wahrgenommen wirst, du nie mit einer Antwort rechnen kannst, stellst du keine Fragen mehr. Und wenn da plötzlich jemand ist, der aber nicht aufhört damit, dir Fragen zu stellen, musst du einfach, es geht nicht anders, musst du anfangen und etwas sagen. Wer Dinge hinterfragt, jedoch nicht den Mut hat, das gewohnte zu verlassen, wird immer nur fragen. Aber nie den Mutbesitzen, zuzuhören. So wie ein rebellierender Teenager, der viele Fragen stellt, aber nie eine gültige Antwort bekommt. Oder aus lauter Wut nicht zuhören kann. Die Persönlichkeit muss sich ausbilden. Zwar ist der Mut beim Teenager vorhanden, früher oder später wird er sich jedoch der Gesellschaft anpassen und mitmachen. Dem bequemen Teil des Lebens erliegen. Die Antworten sind dann nicht mehr wichtig. Wichtig sind nun das Einkommen, der Status, der Urlaub, das Auto, die Freunde, eine Wohnung und sich so weit anpassen zu können, dass man gemocht wird. Oder es hofft. Alles ist Liebe. You know. Auf das gute Gefühl kommts an. Und dass sich die andern mit dir gutfühlen. Keiner will Schuld sein an schlechten Gefühlen der andern. Keep smiling. Klar, viele hier denken nun, dass man sich ja nicht anpassen muss. Nicht jeder macht das. Ist schon klar. Dachte ich von mir auch. Bis ich gemerkt habe, dass ich es trotzdem tue. Und nein, ich denke ich bin da nicht alleine. Nun, da ist der Punkt wo man sagen könne, ja dann verändere was. Veränderung geschieht aber eben nicht Aussen. Sie ist nicht etwas, was man schnell umtauschen kann wie die Jeans bei Zalando. Sie ist auch nicht so geschmeidig wie die neuen Turnschuhe von Asics. Sie ist nicht so kurz wie ein Film bei Netflix und nicht so schmerzlos wie ein paar Ohrlöcher stechen. Sie kommt auch nicht auf Bestellung. Nein. Sie steht schon lange vor der Tür, blos reinkommen wollte sie nicht. Das übernimmt der Hund, der einzieht. Und das Ding kommt ins Rollen. Nun, ich kann ja nur von meiner Erfahrung erzählen, jeder wird es anders erleben. Aber bei jedem hier ist ein Hund im Spiel. Mindestens. Ja ich bin extra Meilen gelaufen. Bücherberge verschlungen, um endlich das Ding rauszufinden, das mir den Umgang mit einem Hund erklärt, der beim überqueren einer normalen Brücke panisch rückwärts aus dem Halsband raus flutschen will. Der keine Treppe hoch geschweige denn runter läuft und der das Mitleid der Menschen ihnen schon 100m gegen den Wind ins Gesicht zeichnet. Der Zähnefletschend in der Leine hängt, wenn er einen Hund nur riecht. Immer wollte ich das Beste für sie. Nie das Beste für mich. Ich legte mir diese Maske zu. Die Maske der Ruhe. Nach Aussen hin war ich die Ruhe selbst, innerlich brodelte es. Dass es jeder Zweite gefühlt besser wusste, machte die Sache ja nicht besser für uns. Das ich da so viele ihrer Emotionen aufgenommen habe und sie als meine angenommen habe, wurde mir erst klar als ich die Dogside of life kennen lernte. Bis es soweit war, durchforschte ich diverse Kurse, versuchte es mit Tierkommunikation und fühlte mich noch schlechter. Es ist ja alles meine Schuld. Sie ist nur mein Spiegel. Sie nimmt mein Leid als ihres. Wie unglaublich respektlos diese Ansicht aus lauter Liebe ist. Wie falsch kann Liebe sein? Ich brauchte so meine Zeit, um das zu merken. Das Danke geht an Stephan. Und dann kam ich das erste mal mit dem Wort Korrektur in Kontakt. Alles in mir sträubte sich, die Tränen stiegen mir ins Gesicht. Das ich als Mensch so reagierte hat den folgenden Grund: Ganz einfach. Ich hab mich nie damit auseinandergesetzt, was wohl das Beste für sie wäre. Ich dachte, ich täte das Beste für sie. In Wahrheit war es das Beste für den Rest der Welt. Damit der Zufrieden ist. Wenigstens. Genau das wurde mir dann auch beigebracht. Wie man am wenigsten auffällt und mit einem Lächeln im Gesicht an andern Hunden vorbeiläuft. Natürlich ohne Hundekontakt. Weil gefährlich. Kontrollverlust und so. Du weisch. Zum Glück lerne ich ja nun alle diese Tools, so im Zuckerbrot und Peitsche Style. Ein bisschen nett muss schon sein. Da wusste ich. Ne. Das kanns nicht sein. Diese ständige Kontrolle und diese Angespanntheit in mir. Ich fühlte mich mies. Aber wenn du weisst, das ist nicht das Ende der Fahnenstange, da ist noch etwas was ich noch nicht kenne, dann nichts wie los. Ich wurde konfrontiert. Mit mir. Unbequem. Beschissen. Unsicher. So fühlte ich mich. So fühlte es sich an, das loslassen der Kontrolle. Das übernehmen der Verantwortung für mich. Für mich. Nicht für andere. Das setzte einen Prozess in Gang, den ich Jahre lang gesucht habe. Und nie ganz gefunden. Das Ding ist, wenn du als stark wahrgenommen wirst, es vielleicht auch bist, aber diese Stärke auch da ist, um die vielen Verletzungen zu übertönen die du in dir trägst, dann kriegst du kein ehrliches Feedback. Du gibst. Aber keiner getraut sich dir die Wahrheit zu sagen. Spiritual Sisterhood lässt grüssen. Und dann hörst du auch auf, etwas zu sagen. Du wirst als stark wahrgenommen. Aber nie als verletzlicher Mensch. Du bist doch nicht kaputt. Das musste ich mir zugestehen. Ich bin verletzt. Ich darf das sein. Weil es die verdammte Wahrheit ist. Ich bin nicht kaputt. Ich bin ganz ok so. Und dieser Schritt, dieses Zugeständniss, hat mich schwach sein lassen. Einmal komplett zerstört. Das tat weh. Sehr. Plötzlich war alles Klare im Leben nicht mehr Klar. Wer bin ich? Was will ich? Was bin ich mir Wert? Diese Fragen habe ich mir natürlich schon mal gestellt. Diese Fragen habe ich aber auf einmal auch gefühlt. Sie auch an mich gerichtet. Und das tat weh. Ganz ehrlich, das war nur möglich, weil da plötzlich einer stand der mir das Spiel nicht abkaufte. Der stehen blieb und so lange bohrte bis die gefakte Stärke gefallen ist. Was für ein Knall. Die echte Stärke, die ist geblieben. Ich bin bei mir geblieben. Was für ein Gefühl. Nun habe ich viel geschrieben, aber wenig über den Hund. Wo ist sie denn nun, my Dogside of life? Sie ist überall. In dem gesamten Text. In meinem Leben. In mir. Wenn ich heute mit Felia unterwegs bin, bin ich frei vom Gedanken der Kontrolle. Frei davon was andere über mich denken mögen. Frei davon, wie es aussehen sollte, unterwegs zu sein mit einem Hund. Ich finds geil, wie sie mit Hunden kommunizieren kann. Ich feiere jede Zugfahrt und kriege fast Mitleid mit Mitleidigen Gesichtern. Heute sind wir miteinander im Gespräch. Ich bin frei davon, sie zu vermenschlichen. Frei davon sie zu bemuttern. Frei davon sie ständig verändern zu wollen. Frei davon mich für uns zu schämen. Frei davon, darüber nachzudenken was der Leser, also du, nun über mich denkt. Frei davon, die Werte der Gesellschaft ohne sie zu hinterfragen, zu unseren zu machen. Ich bin frei davon, ihr Etwas aufzudrücken was sie nicht ist. Frei davon, sie mit Keksen zu bestechen. Frei davon mich deswegen schlecht zu fühlen. Ich nehme mir diese Freiheit nicht. Wir leben sie. Dieser Hund hat mich dazu gebracht, stabil zu werden. Echt. Dieser Hund hat mich dazu gebracht, den Hund in ihr zu erkennen. Dieser Hund hat mich dazu gebracht, Stephan zu kontaktieren und ihn kennen zu lernen. Und damit die Dogside of life zu erfahren. Danke. Und schliesslich hat dieser Hund mich dazu gebracht, endlich den Mut zu haben und zu schreiben. Den Mut zu haben etwas zu sagen. Ich musste es lernen. Es ist nicht die Aufgabe des Hundes uns zu besseren Menschen zu machen. Sie fordern ganz einfach Ehrlichkeit. Was uns dazu bringt, es zu werden. Danke Stephan. Danke. Und Danke lieber Leser. Fürs Lesen.
von Stephan Peukert 7. März 2025
Immer wieder, stößt man während der Erziehung eines Hundes an seine Grenzen. In den meisten Fällen drehen sich die Gedanken um das Richtig und das Falsch. In diesem Beitrag möchte ich dazu anregen, weniger über das Richtig und das Falsch nachzudenken, als viel mehr über das Notwendige. Wie wichtig es dabei ist, die Erziehung von Menschen und die Erziehung von Hunden zu unterscheiden, könnte der Schlüssel sein, um auch das menschliche Verhalten zu verstehen. Anregung aus der Menschenwelt Angeregt zu diesem Beitrag wurde ich durch das Buch, „Der Junge, der wie ein Hund gehalten wurde.“, von Bruce D. Perry. In diesem Buch geht es um traumatisierte Kinder, die durch verschiedene Erlebnisse in der Kindheit zu auffälligen Kindern und sogar zu Mördern wurden. Neben den Darlegungen der verschiedenen Fälle, geht es hauptsächlich um die Erklärung, was im Gehirn der Kinder passiert sein könnte und um verschiedene Therapieansätze. In einem Kapitel geht es um den Jungen Justin. Justin war auf einer Pflegestation in einer Box untergebracht, da sich das Personal nicht weiter zu helfen wusste. Er schmieß mit Kot um sich und machte seltsame Geräusche. Außerdem konnte er weder sprechen, noch aufrecht laufen. In der Geschichte von Justin zeigte sich die Ursache für sein erlebtes Trauma. Seine 15 jährige Mutter gab das Kind zu Justins Großmutter, die ihn über alles liebte, aber aufgrund ihrer Fettleibigkeit bald starb. Der Partner der Großmutter fing deswegen an, sich um Justin zu kümmern. Arthur kannte sich allerdings nicht mit den Bedürfnissen von Kindern aus und zog ihn auf, wie einen Hund. Er wechselte ihm die Windeln, gab ihm Essen und nahm ihn ab und an zum Spielen raus, wie man das eben mit Hunden macht. An dieser Stelle wäre es spannend, auch etwas über die Hunde zu erfahren, worauf das Buch allerdings nicht eingeht. Bei solch einem Fall wie Justin wäre dieser Ansatz auch irgendwie fraglich, aber dennoch für uns Hundehalter sehr interessant. Nun hat sich gezeigt, dass Justin aufgrund seiner Erziehung in allen Bereichen vernachlässigt worden ist. Und da wird es spannend. Das Thema der Vernachlässigung Im Buch wird immer immer wieder davon gesprochen, dass den vernachlässigten Kindern eigentlich das fehlt, was für jeden irgendwie selbstverständlich ist. Wir nehmen das Kind wenn es weint in den Arm, wir füttern es, wir sprechen mit ihm, wir geben Zuneigung, Aufmerksamkeit und Zuwendung. Wir wiegen es in unseren Armen und wir sind für es da, wenn es uns braucht. Für Menschen die selbst eine Vernachlässigung erfahren haben, sind viele dieser „normalen“ Dinge, äußert merkwürdig. Sich mitzuteilen scheint für viele Erwachsene eines der schwierigsten Aufgaben zu sein. So, dass man sich definitiv fragen kann, ob viele der Menschen, die in meine Beratung kommen, nicht auch eine Vernachlässigung erlebt haben. Im extrem überbehütenden Frauchen oder dem Herrchen, der nur das Beste für seinen Hund möchte, kann entweder ein kompensierender Mensch stecken, der das am Hund auslässt, woran es ihm selbst gemangelt hat oder einfach nur ein Mensch, der die oben genannten menschlichen Bedürfnisse einfach auf den Hund überträgt. In beiden Fällen, findet die Orientierung an den oben genannten Bedürfnissen unter Hunden wenig Verständnis. Der Unterschied zwischen Mensch und Hund Im Regelfall kommt ein Hund mit 12 Wochen zu den Menschen. Die meisten dieser Menschen haben kaum bis wenig Erfahrungen mit Hunden. Das trifft übrigens auch auf Menschen zu, die Kinder bekommen. Unsere Erfahrung im Bezug auf Kinder und Welpen ist häufig sehr gering. Dem entsprechend, greift der Mensch wahrscheinlich natürlich auf die eigene genetische Erziehung zurück, die sich schon allein vom Körperbau her von Hunden unterscheidet. Menschen können Kinder in den Arm nehmen, wohingegen Welpen von ihren Eltern nicht geschaukelt werden können. Die Nähe der Hündin zu ihren Welpen findet über das Ernähren und die Fellpflege statt. In keinen Fall über streicheln, jedoch schon über das nah beieinander Liegen. Was natürlich nicht bedeutet, den Hund nicht streicheln zu dürfen. Zur Erziehung von Hunden untereinander und das unterscheidet sie erheblich von der Erziehung von Kindern, gehört es, seinem Gegenüber mit seinen Zähnen Grenzen aufzuzeigen. In dieser Verhaltensweise steckt die Notwendigkeit, Grenzen körperlich zu erfahren. Und das ist natürlich für uns Menschen schwer zu akzeptieren. Sogar so schwer, dass wir ganze Bücher mit Theorien füllen, die diese Notwendigkeit der Erziehung leugnen. Wahrscheinlich aus dem oben genannten Problem von vernachlässigten Menschen, die ihren Mangel auf andere übertragen. Wer diesen Punkt nicht ganz an sich herankommen lässt, dem mag folgende Vorstellung helfen. Man stelle sich einmal vor, dass ein Mensch einen Orka erziehen soll und ihm alle Notwendigkeiten für das Überleben im Ozean beibringt. Wie lange würde es dauern, bis wir Menschen akzeptieren, dass uns das unmöglich ist. - Weil wir uns schlicht auf diesem Gebiet nicht auskennen. Das einzige was wir machen könnten, ist den Orka zu konditionieren und ihn von uns abhängig machen. Auch dafür gibt es verschiedene Beispiele. Das berühmteste ist der Orka Keiko aus den Filmen „Free Willy“. Der Unterschied in der Erziehung Was ich damit zum Ausdruck bringen will, ist, dass unsere Form der Erziehung, denen von Hunden, Wölfen oder Orkas nicht entspricht. Deswegen müssen wir in der Lage sein, uns auf unser Gegenüber einzulassen. Wenn wir zum Beispiel darüber nachdenken, warum heute so viele Hunde Probleme haben, könnte man das in ein Verhältnis zum Geburtenrückgang setzten. Ergo, ist der Hund der Ersatz für die menschlichen Bedürfnisse der Kindererziehung. Nur wäre dieses Bedürfnis besser bei einem Menschenkind als bei einem Welpen aufgehoben. Man stelle sich nur einmal diese Komplexität vor, wenn man gerade Vater und Mutter geworden ist und gleichzeitig noch versucht einen Welpen oder erwachsenen Hund zu erziehen. Das ganze System des Menschen stellt sich auf das Menschenkind ein, wohingegen der Hund ein klares Nein benötigt, dass er auch körperlich erfahren kann. Aus meiner Beratung kann ich unzählige Beispiele nennen, wo Hunde unter Menschen vermeintlich auffällig sind, sie aber unter Hunden wieder anfangen sich zu regulieren und den Rhythmus des Lebens finden. Diesen finden sie ganz einfach beim Menschen nicht, da wir eben den menschlichen Rhythmus verfolgen. Wenn wir jetzt eins uns eins zusammen zählen, könnte man davon ausgehen, dass die meisten Hunden heute von ihren Besitzern vernachlässigt werden. Das klingt absolut hart, scheint mir aber mehr an der Realität zu sein, als wir uns das wünschen sollten. Die Schlussfolgerung Auffälliges Verhalten von Kindern entsteht durch Vernachlässigung. Ergo entsteht auffälliges Verhalten des Hundes auch durch Vernachlässigung. Der Zusammenhang lässt sich noch darüber bestärken, dass Menschen, die in meine Beratung kommen, häufig Themen mit sich bringen, die ihnen nicht dabei geholfen haben, ein gesundes Selbstbild aufzubauen. Sie orientieren sich stark nach anderen, helfen permanent anderen, gehen dabei über ihre Grenzen und sind kaum in der Lage vernünftig zuzuhören. Auch das ist für mich ein deutliches Symptom, einer wie auch immer gearteten Vernachlässigung. Die Kunst des ZU|HÖR|ENS scheint mir einen ähnlichen Weg zu gehen, wie Bruce D. Perry in seinem Buch. Statt mich auf das Verhalten des Menschen oder des Hundes zu konzentrieren und es verändern zu wollen, ist es für mich erst einmal wichtig die Geschichte der beiden zu kennen, wohingegen die Geschichte des Menschen wesentlich wichtiger ist, als die des Hundes. Zum einen kennen wir die Geschichte des Hundes nur selten und zum anderen ist es wichtig, was das aktuelle Verhalten des Hundes wirklich mit den Menschen macht. Erst da, wo sich der Mensch dem Gespräch mir gegenüber öffnet, ist er in der Lage sich dem Hund zu öffnen. Genau diesen Prozess sehe ich bei Hunden immer wieder. Hunde die beim Menschen extrem ängstlich sind, ziehen unter Hunden eine absolute Show der Unwissenheit ab, wie sie sich richtig verhalten sollen. Sie gehen sogar in die Position, extrem zu provozieren. Auf der anderen Seite sehen wir auch bei Hunden manchmal ein Verhalten, das mehr an einen Welpen erinnert, als an einen ausgewachsenen Schäferhund. Wie beim Menschen gibt es auch unter Hunden unterschiedliche Geschwindigkeiten bei Entwicklungen. Trotzdem sollte man sich immer fragen, ob man eine hündische Erziehung praktiziert oder man sich in der Art und Weise seiner eigenen Erziehung verliert und an manchen Stellen einfach wirklich nicht weiß, was richtig ist. Da hilft meines Erachtens immer wieder der Blick zu Hunden, die uns durch ihr Verhalten genau so im Denken korrigieren, wie sie das untereinander machen. Natürlich ändert dieser Beitrag nichts daran, dass eine Hundeerziehung, die durch menschliches Denken dominiert ist, sich eine gewisse Position erarbeitet hat und die Vernachlässigung von Hunden gesellschaftsfähig gemacht hat. Eine Erziehung die immer das Spiel und den Spaß in den Vordergrund rückt, als die Befähigung mit sich selbst und dem Leben zurecht zu kommen. Argumente wie, Hunde wüssten genau, dass wir Menschen sind, deswegen dürfe der Mensch keinen Hund korrigieren, zeugen nur vom eingebildeten Zustand des Menschen, der den Hund zugleich schlau und im nächsten Satz wieder dämlich macht. Wenn der Hund weiß, dass wir Menschen sind, schließt es absolut nicht aus, dass er nicht wüsste was eine „Korrektur“ (ich mag diesen Begriff nicht) ist. Also bleibt es den Menschen eigentlich selbst überlassen, ob sie nun denken, dass Hunde schlau oder dämlich sind. Vielleicht spielt bei der Beurteilung dieser Frage, die eigene Verfassung des Menschen mehr eine Rolle, als das wirkliche Wesen des Hundes. In diesen Sinne menschlich bleiben und hündisch handeln. Vielen dank fürs Zuhören. *Ergänzung: Betrachtet man den oben eröffnetet Misstand, geht es gar nicht darum Welpengruppen zu kritisieren, sondern viel mehr darum, Hunde egal welchen Alters, genau wie Menschen egal welchen Alters, mit anderen zusammen zubringen, die ähnliche Probleme aufweisen. Zu häufig lässt sich allerdings beobachten, dass durchgeknallt Hunde mit durchgeknallten Hunden „spielen“. Genau wie Welpen, die noch nicht gelernt haben, die Grenzen anderer zu achten, lässt man sie aufeinander los ballern, ohne jemanden dabei zu haben, der für Grenzen sorgt. Auf der andere Seite erkennen wir häufig in menschlichen Beziehungen, dass diese erst aufgrund des vernachlässigten Zustands der Menschen entstehen können. Natürlich verstehen sich Menschen mit Problemen besser mit Menschen, die Probleme haben. Denn das ist ihr gemeinsamer Nenner. Auch hier wird es kritisch, wenn diese Probleme einander nicht fördern, sondern zum verzweifeln bringen, sodass man eben auch innerhalb der Beziehung auffälliges Verhalten feststellen kann, das sogar in Aggression kippen kann. Man hält also gemeinsam die eigene Vernachlässigung aufrecht, anstatt einen Partner zu wählen, der einem in bestimmten Situation unangenehm ist, weil er einen mit den eigenen Grenzen konfrontiert. Was ja zutiefst logisch ist. Doch, wie bei Justin, ist die Box nur eine vermeintliche Sicherheit, ohne die wirkliche Sicherheit in den Armen eines geliebten Menschen zu kennen.
von Stephan Peukert 21. Januar 2025
Und genau jetzt ist sie mal wieder ziemlich laut geworden. Es gibt natürlich absolut berechtige Gründe, warum ich mir die Frage stelle. Ich möchte das ein wenig ausführen, um dir zu zeigen, dass du dir diese Fragen auch stellen solltest. Wenn Kunden zu mir kommen, dann liegt es hauptsächlich an ihren Hunden. Diese sind der Grund, warum sie überhaupt auf mich gestoßen sind und deswegen stehen Hunde auch im Mittelpunkt. Kommt man jedoch zu mir, merken die Kunden ziemlich schnell, dass ich wenig Interesse am Hund habe. Viel mehr interessiert mich der Mensch. Denn um ehrlich zu sein, ist das mit den Hunden gar nicht so komplex. Ich weiß, das kann ich ja sagen mit meinen Hunden etc.. Aber wer es einmal verstanden hat, dem ist es relativ egal, ob er mit einem oder mit 10 Hunden spazieren geht. Das Gespräch bleibt ähnlich, nur das Gegenüber wechselt ständig. Genau so geht es uns Menschen auch. Nur ist es da noch mal etwas spannender, wenn wir den Hund in die Gleichung nehmen. Unser Hund bleibt der gleiche, aber unser Gegenüber, also andere Menschen, wechseln permanent. Irgendwie haben wir es uns angewöhnt, trotz wechselnder Menschen im Außen uns immer gleich zu verhalten. Wir sind quasi gar nicht mehr in der Lage, uns auf unser Gegenüber einlassen zu können. Häufig scheint es mir der Fall zu sein, dass Hunde uns bei diesem Vorhaben stören. Denn sie bringen Unruhe in diese Situationen und sorgen dafür, dass wir uns anders verhalten müssen. Schon um den Hund festzuhalten oder um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Kommt es nur mir so vor, oder sind Hunde mittlerweile zu etwas geworden, was die Beziehung zwischen Menschen gefährdet? Bei Aussagen wie: „Was sollen die anderen denn denken, wenn ich meinen Hund korrigiere.“, liegt doch der Gedanke wirklich sehr nah, dass irgendetwas daran komisch ist. Man möchte den Hund also nicht erziehen, weil man sonst die Beziehung zu völlig fremden verändern könnte? Genau darauf läuft es nämlich irgendwie am Ende hinaus. Wenn man nach meiner Beratung ein wirklich gutes Gespräch mit seinem Hund führen will, wird es sehr wahrscheinlich dem aktuellem Umfeld aufstoßen. Man überlegt sich schon, wie man dem Partner oder der Partnerin das jetzt erklären soll. Was die nette Kollegin wohl dazu sagt, wenn sie Pfiffi nicht mehr streicheln darf. Oder was andere Hundehalter denken, wenn man dem Hund mal deutlich sagt, dass jetzt Schluss ist und er die Ohren anlegt, als wären sie nicht mehr vorhanden. Es rückt einen so unglaublich in den Mittelpunkt. Und irgendwie sind es doch die anderen, die es besser wissen und man selbst möchte einfach nicht negativ auffallen. Und da fragen wir uns ernsthaft, warum es mit dem Hund nicht klappt? Manchmal ist das Offensichtliche wohl das, was keiner sehen will. Also trainieren wir einfach den Hund, arbeiten am Symptom und verstecken uns vor der Realität. Der Hund ist zum Symptom für menschliche Probleme geworden. Statt die menschlichen und eigenen Probleme anzugehen, lösen wir einfach die des Hundes. Fällt einem da noch irgendetwas ein? Natürlich gibt man immer wieder vor, AUCH mit dem Menschen zu arbeiten. Es geht ja immer um das andere Ende der Leine. Aber irgendwie hört es genau da auf. Denn da geht es noch weiter. Nämlich wie das andere Ende der Leine mit anderen Menschen umgeht oder eben nicht. Wir wollen immer jede Menge über den Hund verstehen. Lass uns doch mal für einen kurzen Moment den Spieß umdrehen. Was ist, wenn wir uns wirklich auf die Seite der Hunde stellen und das selbe Ziel verfolgen wie der Hund. Nämlich den Menschen zu verstehen. Er lebt mit Menschen zusammen, warum kommen wir dann nicht auf die Idee, dem Hund den Menschen zu erklären? Die einzige Antwort, die ich darauf kenne ist, dass wir es selbst nicht wissen. Deswegen googeln wir nach Trainingsmethoden für den Hund, anstatt danach, wie wir unserem Hund uns selbst erklären können. Wäre das nicht grandios? Seminare hätten nicht mehr viel mit dem Hund zu tun, sondern damit, wie die Menschen, die an den Seminaren teilnehmen, sich gegenseitig kennenlernen. Und genau darüber die eigenen Hunde zu verstehen. Denn wenn Menschen sich untereinander nicht verstehen, wie sollen es dann Hunde schaffen?
von Stephan Peukert 3. Januar 2025
Koba im Zug in der Schweiz
von Stephan Peukert 29. September 2024
"Denn, er wusste nie, mit wem er es zu tun hatte." Heute sind wir sehr schnell dabei, Menschen in bestimmten Kategorien zu stecken. Man könnte sogar meinen, es gab eine Zeit lang einen Wettbewerb, wer den meisten Menschen sagt, dass sie Narzissten sind. Denn je häufiger solch ein Begriff fällt, desto schneller benutzt man ihn auch, um andere zu beschreiben. Das ist natürlich mehr, als problematisch. Aber, hinter all dem steckt in meinen Augen auch ein tiefes Bedürfnis. Zu mindest geht es mir so. Fast man dieses Verhalten zusammen, geht es häufig um einen Konflikt, der nicht geklärt werden kann. Und eigentlich geht es darum, sein Gegenüber verstehen zu wollen. Das Bedürfnis, jemanden zu verstehen und damit sein Handeln nachvollziehen zu können, ist gerade dann besonders groß, wenn es zu einem Konflikt führt. Denn hier ist es häufig so, dass man nur aus seinem eigenen Verständnis heraus argumentieren kann. Wenn man aber nichts über den Gegenüber weiß, bleibt einem häufig nichts anderes übrig, als den eigenen Emotionen zu unterliegen. Das passiert dann ganz schnell auf beiden Seiten. Genau dieses Nichtwissen beschreibt ein ganz besonderes Verhalten von Menschen, das dir vielleicht auch bekannt vorkommt. Erst kürzlich unterhielt ich mich mit einer Freundin über Menschen, die gerade in Beziehungen ein ähnliches Muster zeigen. Statt diesem einen Namen zu geben, möchte ich das Verhalten einmal kurz beschreiben. Diese Menschen sind kein Gegenüber. Was jetzt erst einmal hart und abwertend klingt, ist nicht bös gemeint, sondern löst eher ein Gefühl des Mitleides aus. Und in der Tat wird auch oft diese Emotion verursacht. Es sind Menschen, die dadurch kein Gegenüber sind, weil sie sich noch keine Persönlichkeit erarbeitet haben. Keine Persönlichkeit bedeutet auch häufig keine Meinung und kein Standpunkt. Selbst wenn sie eine Meinung vertreten, ist diese häufig an ihr Umfeld angepasst, so dass es nicht zu Widersprüchen oder Konflikten kommt. Sobald sich das Umfeld verändert, verändert sich nicht nur die Meinung, sondern auch schlagartig das Verhalten. Die Stimme wird verändert, man tritt anders auf und spricht vielleicht über völlig andere Themen als sonst. Diese Menschen sind dadurch sehr leicht beeinflussbar. Statt einer Meinung, lassen sie sich einfach treiben und folgen dem Weg des geringsten Widerstandes. Und der ist dort am besten, wo es die meiste Aufmerksamkeit gibt. Egal ob wegen dem, was man sagt, wie man aussieht, wie man sich verhält oder sich gibt. Anerkennung oder Bestätigung ist der Antrieb im Motor auf dem Meer der Unsicherheit. Gespräche laufen meist immer gleich ab. Machen diese Menschen einen Fehler, fangen sie an, zu kämpfen und sich zu verteidigen. Vielleicht kommt man kurz zur Besinnung und sagt dann das, was das Gegenüber hören möchte. Macht das Gegenstück einen Fehler, wird das Fass aufgemacht. Hier allein merkt man schon den Umgang mit Kritik. Und der ist darüber definiert, sich selbst nicht wirklich gut kritisieren zu können. Denn, um sich eine Meinung bilden zu können, muss man auch sich selbst kritisieren können. Zum Beispiel auch die Art, wie man sich eine Meinung bildet. - Ob man zum Beispiel ein Buch liest und alles direkt glaubt oder sogar direkt nach diesem neuen Buch handelt und lebt. Genau das spricht eigentlich für sehr emotionale Menschen. Und hier steht das Problem. Menschen die so handeln, wie beschrieben sind sehr unsicher. Sie haben Angst. Nicht davor, dass etwas passiert, sondern einfach vor neuen Dingen. Lieber bleiben sie in der eigenen Vergangenheit. Denn dort können sie sich darüber definieren, was ihnen passiert ist. Denn häufig haben sie in der Gegenwart nicht wirklich etwas vorzuweisen, oder erkennen es nicht, dass sie etwas leisten, weil es eben dafür keine Aufmerksamkeit gibt. Aufmerksamkeit ist deswegen das Leitmotiv, weil es mit vermeintlichem Interesse verbunden ist. Statt etwas zu leisten und an sich selbst zu arbeiten, gehen sie häufig immer wieder den leichten Weg und suchen nach jeder Form der Bestätigung. Zum Beispiel gehen viele den Weg, sich einen Partner zu suchen, dem sie helfen können. Was immer einfacher ist, als sich selbst auf die Beine zu stellen. Was auf Dauer natürlich nichts bringt. Bestätigung kann man für alles bekommen und irgendwann verliert auch die an Wert. Zumal das immer mit einer Abhängigkeit an das Außen verbunden ist. - Genau, wie die Abhängigkeit an die Vergangenheit. Ein deutliches Zeichen dieser Personen ist, dass sie sehr wenig über sich selbst zu sagen haben. Ja, der ein oder andere hat seine Vergangenheit. Aber selten wird etwas über sich selbst im Hier und Jetzt gesagt. Für ein Gegenüber sind diese Menschen ein permanentes Rätsel. Das hat sogar einen sehr großen negativen Effekt. Je mehr ich mich mit meinem Gegenüber befassen muss, weil ich keine Klarheit bekomme, desto mehr verliere ich mich selbst. Dadurch, dass sich die erwähnten Menschen nicht mit sich selbst befassen, zwingen sie förmlich andere dazu, die das Verhalten verstehen wollen. Damit erzeugen sie eine Abhängigkeit durch das Zurückhalten von Informationen. Alles, was diese Menschen von sich Preis geben würden, empfinden sie als gefährlich, da sie der Annahme sind, dass es niemanden interessiert. Was, durch die gemachten Erfahrungen zu einer manifestierten Emotion geworden ist. Diese Menschen können sich deswegen keine Meinung bilden, weil sie in einer Emotion feststecken. Alles was sie denken und fühlen, wird über diese Emotion gesteuert, die sie fest im Griff hat. Dadurch empfinden sie häufig auch keinen Selbwert. - Was auch verständlich ist. Denn, sie haben keine Werte. Sie richten sich immer nach dem Außen, um nicht weiter in die Emotion zu verfallen. Sie tun quasi alles, um nicht mit ihren Emotionen konfrontiert zu werden, die sie im Griff haben. Und wenn sie mit ihren Emotionen konfrontiert werden, haben sie immer eine dominante Emotion parat über die sie nicht hinaus kommen. Der Angriff nach Außen. Häufig ist das auch verbunden, mit einer Anti-Haltung die sich sogar in einer politischen Meinung zeigen kann. Meinst enthält diese Meinung keine innovativen Ansätze sondern konzentriert dich darauf, gegen etwas zu sein. In einer Diskussion sind diese Menschen dann häufig nur mit emotionalen und weniger mit rationalen Argumenten auch hier kein wirkliches Gegenüber. Sobald in einer Partnerschaft ein Konflikt aufkommt, sind sie weg. Es wird ihnen einfach zu schwer, zu anstrengend und zu belastend. Dabei verabschieden sich die meisten schon viel füher, als sie dann tatsächlich körperlich weg sind. Sind sie dann weg, hört das ganze aber nicht auf. Sie lassen ihren Partner mit tausend Fragen zurück. Und dieser versteht einfach nicht, was da gerade passiert ist. - Und das wird er auch nicht. Denn, er wusste nie, mit wem er es zu tun hatte. Dadurch wird jedes Verhalten unberechenbar und sicher fühlt man sich auch nicht. Man wird wie in eine sehr düstere Welt reingezogen, in der man sich von der negativen Emotion förmlich ernährt und dominieren lässt. Vorallem aber ist das eben alles einfacher, als neue Erfahrungen zu machen. Und da sind wir wieder bei dem Thema, dass alles Neue aber auch Angst macht. "Es ist eine sehr schwere Last zu sehen, wie Menschen, die man liebt, sich einfach permanent aufgeben ohne im Ansatz zu erkennen, welchen Wert sie für euch haben." Wenn du ein Mensch bist, der von so einer Person betroffen ist, du dazu vielleicht genau das fühlst was ich beschreibe, dann muss ich dir sagen, es tut mir leid. Es ist eine sehr schwere Last zu sehen, wie Menschen, die man liebt, sich einfach permanent aufgeben ohne im Ansatz zu erkennen, welchen Wert sie für euch haben. Und den haben sie nicht ohne Grund. Auf der anderen Seite wollen sie diesen Wert auch gar nicht haben. Denn mit diesem Wert kommt Verantwortung und die müssten sie übernehmen. Auch das ist ihnen zu schwer. Du solltest dir bewusst machen, dass dein Gegenüber dich immer schätzen sollte. Und wer dich wirklich schätzt, der ist auch ehrlich und offen zu dir. Gerade als Mensch, der sehr lange so gehandelt hat, wie ich es beschrieben habe ist mir klar geworden, welche Last ich für andere gewesen bin. Nicht nur in der Gegenwart sondern auch in der Vergangenheit. Menschen sind schwierig und manche tun uns weh. Aber nur weil wir dies erfahren, gibt es uns nicht das Recht, anderen immer wieder weh zu tun. Ohne etwas von uns preiszugeben, was häufig gar nicht geht, weil da nichts ist, sind es immer die anderen, die man versucht kleiner zu machen, als sich selbst. Besser wäre es, wenn du dich selbst da raus arbeitest und andere mit hoch nimmst. Ihnen hilfst, beim aufstehen. Ihnen Halt gibst, bis sie selbst laufen können. Bist du allerdings ein Mensch, der sich so verhält wie beschrieben, wählst du den Weg in die Einsamkeit. In der du immer wieder eine Rechtfertigung findest, nicht an dir arbeiten zu müssen. Sei es die Erfahrung aus der Vergangenheit, die böse Gesellschaft oder der egoistische Partner. Wer so redet, weiß eben nicht wie schwer es ist, an sich zu arbeiten. Der hat Menschen, die den schweren Weg gehen auch einfach nicht verdient. Der kann sich mit anderen im Mitleid suhlen und auf den nächsten emotionalen Kick hoffen, durch den er glaubt, dass er von irgendwem wahrgenommen wird. Die Wahrheit ist, niemand wird dich wahrnehmen, wenn du nicht weißt wer du bist. Vielen Dank für das Lesen meine Beitrages.
von Stephan Peukert 10. September 2024
Hundetrainer, Coach, Berater oder Experte für Hundepsychologie – all das bin ich nicht. Nicht, weil ich kein Hundetrainer sein will, sondern weil ich ein Problem mit dem Begriff an sich habe. Experten für Hundepsychologie können von mir aus gerne andere sein. Der Grund ist, dass ich diese Begriffe nicht lebe. Der Begriff, den ich wirklich lebe, ist der des Mentors. Vielleicht hast du dich schon immer gefragt, warum ich mich als Mentor bezeichne. Daran anschließend hast du bestimmt Fragen, die den folgenden ähneln: Wie trainiert er Hunde? Was unterscheidet ihn von anderen? Warum soll ich ausgerechnet zu Stephan Peukert gehen? Ich bin ehrlich: Dafür habe ich keine Antwort. Ich bin nicht besser oder schlechter als andere. Andere haben ihre Gründe, warum sie unbedingt Hundetrainer oder Hundepsychologen sein wollen. Ich habe meine Gründe, ein Mentor zu sein. Es wäre absurd, anderen ihren Weg abzusprechen, während ich meinen eigenen gehen will, vor allem, wenn ich in einem großen Widerspruch dazu leben würde. Und da sind wir beim wichtigsten Punkt: Ich lebe mit meinen Hunden, und genau das vermittle ich auch. Weder bin ich jemals in eine Hundeschule gegangen, noch habe ich irgendwelche Ideen über Hunde aus Büchern gelernt. Ich bin mit meinen Hunden gewachsen, und genau das praktiziere ich jeden Tag. Und das bedeutet, gegen sich selbst anzukämpfen. Die meisten meiner Kunden haben Probleme, die einen gemeinsamen Nenner haben: Niemand hat ihnen vorgelebt, wie sie diese Probleme lösen könnten. Das Einzige, was sie finden, sind Menschen mit jeder Menge Tipps und Anleitungen, wie sie aus dem Problem, in dem sie gerade mit ihrem Hund stecken, wieder herauskommen. Als Mentor, oder vielmehr als Mensch mit Hunden, habe ich jedoch verstanden, dass ich kein Problem mit meinen Hunden hatte. Ich hatte und habe Probleme mit mir selbst, die es fast unmöglich machten, die Hunde als das anzunehmen, was sie sind. Stattdessen wollte ich sie erziehen. Ihnen das richtige Verhalten beibringen. Ich wollte ihnen beibringen, wie man seine Impulse kontrolliert, während ich auf die Welt stinksauer und von ihr verletzt war. Egal, was ich anderen Menschen oder meinen Hunden beibringen wollte, es wäre nur der Versuch gewesen, mich vor dieser Wahrheit zu verstecken. Ich wollte anderen etwas beibringen, was ich selbst nicht vorleben konnte. Wer sich wundert, dass die eigenen Hunde gegen einen rebellieren, versteht vielleicht zum ersten Mal, warum Erziehung so schwer ist – nämlich weil sie unmöglich ist. Ein gutes Beispiel ist der heutige Mensch: Was kann man von ihm schon lernen? Sich in seinem Handy zu verlieren, sich dann aber darüber zu beschweren, dass die Kinder die Welt nur noch durch Social Media kennenlernen. Absurd, oder? Will man wirklich seinem Hund beibringen, wie er einem zuhört, während man sich keine Sekunde auf einen menschlichen Gesprächspartner konzentrieren kann? Klar, wir können das Ganze als Training verpacken und zwei Stunden am Tag eine andere Rolle spielen, in der wir unsere Hunde oder unsere Mitmenschen anlügen. Ein Mentor verfolgt jedoch ein anderes Ziel. Was ich immer wieder erlebe, ist, dass Menschen, wenn sie mit ihrem Hund alleine sind, noch klar kommunizieren können. Sobald sich allerdings andere Menschen einmischen, haben sie mehr das Bedürfnis, es den Menschen recht zu machen als dem Hund. Dass der Hund dann irgendwann bei anderen Menschen komisch wird, ist doch nur ein logischer Schluss. Denn irgendwie verändert sich der Mensch immer, wenn andere Menschen in der Nähe sind, und man könnte fast denken, er habe einen Anfall, der ihn zwingt, nach größtmöglicher Anerkennung zu handeln. Mir als Mentor würde das nicht einfallen. Anerkennung ist nur etwas fürs Ego, und dagegen gehe ich selbst an. Warum sollte ich dir vorleben, wie ich mich vor anderen Menschen verstelle? Warum sollte ich gegenüber einem fremden Hund anders auftreten als gegenüber meinen eigenen Hunden? Ja, ich weiß. In dir findest du jetzt viele Gründe, warum man das nicht macht. Aber vielleicht ist es genau dein Ego, das dich davon abhalten will, ein guter Mentor für deinen Hund zu sein. Überlegen wir doch einmal kurz, was dein Hund lernen muss. Ich rede nicht von einer Trainingsstunde für „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“. In meinen Augen braucht das weder Mensch noch Hund. Ich rede von den wichtigen Dingen – denen, die dir helfen, mit dem Leben zurechtzukommen. Genau wie dein Hund musst auch du lernen, dich infrage zu stellen. Ist dein Verhalten richtig oder nicht? Bevor du das Verhalten deines Hundes beurteilen kannst, musst du zunächst in der Lage sein, dich selbst kritischer zu betrachten. Außerdem müsst ihr beide lernen, mit euren Emotionen umzugehen. Dafür ist ein Hund das beste Trainingsobjekt, denn Hunde lösen in uns unglaublich viele Emotionen aus. Aber ist das richtig? Hat der Hundeblick so eine Superpower, dass er dich zu Handlungen bewegen kann, die du EIGENTLICH gar nicht machen willst? Ist das, was du deinem Hund vorleben möchtest: „Mach das, wozu dich andere verführen“? Als Mentor für deinen Hund versuchst du, dich in dir selbst zu schulen. Das, wonach du handelst, sind keine Vorgaben aus einem Training, sondern Werte und Tugenden, nach denen du dich richtest. Eine der Tugenden für die Stoiker ist zum Beispiel: Sei heute besser als gestern. Wenn ich jeden Tag den gleichen Trick trainiere, werde ich dann besser oder nur besser in der Ausführung? Verändert das wirklich etwas an mir und meinem Hund? In meinen Augen nicht wirklich. Wenn du und dein Hund durch eine für euch beide sehr unangenehme Situation gehen und sie meistern, was passiert dann? Ihr wachst miteinander und seht, dass ihr das tut, was menschlich und hündisch möglich ist. Ihr geht über eure vermeintlichen Grenzen hinaus und erkennt, dass ihr da noch lange nicht angekommen seid. Statt dich nur auf deinen Hund zu fokussieren, hast du dich selbst auf dem Spaziergang im Auge und schaust mal ganz genau, was du eigentlich tust – vor allem aber, warum. Das Wichtigste für einen Mentor ist die Arbeit an sich selbst. Wenn du das vorlebst, dann wird es dir leichter fallen, auch deinem Hund zu zeigen, wie er an sich arbeiten kann. Du kannst derjenige sein, der ihn mit den richtigen Werten eines Mentors unterstützt. Werde zusammen mit deinem Hund glücklich! Dein Stoischer Hund.
von Stephan Peukert 31. August 2024
Wenn man sich mit Hunden beschäftigt, laufen einem allerhand Theorien über den Weg. Es geht nicht mal um die Erziehungsmethoden, die für mich gar nicht so vielfältig sind. Denkweisen, die sich durchgesetzt haben, sind für mich ein viel größeres Problem bei einer wirklich freien Betrachtung des Hundes. Sätze wie: „Mein Hund muss gar nichts klären, das übernehme ich für ihn.“ , ist dabei ein sehr hartnäckiger Gedanke, der sich festgesetzt hat. Ich persönlich frage mich woher dieser Gedanke kommt und wie er es geschafft hat, sich so durchzusetzen. Der Dauerslogan: 'Die klären das unter sich', ist dabei keine Analyse von hündischem Verhalten , sondern eine Kampfansage gegen alle, die es wagen zu glauben, das Hunde das wirklich unter sich klären. Was macht mich jetzt genau zu einer Person, die darüber schreiben kann. Nun ja, ich habe mich in beiden Lagern befunden. Angefangen hat es mit meiner Hündin Neila, die ich immer mit zur Arbeit genommen habe. Sie verbrachte den Tag dort mit anderen Hunden und hat sich dementsprechend auch mit vielen Hunden auseinander gesetzt. Wenn ich ein Bild davon hätte, würde man sehen, wie sie als Welpe an einer Dogge hing und ihr versuchte immer wieder ans Maul zu springen. Spannend ist, im Nachhinein betrachtet, das diese Dogge immer im Kopf woanders war. So dass man glauben könnte, Neila wollte sie ins Gespräch holen. Und in der Tat hätte ihr das gut getan. Wie kann man jetzt also auf den Gedanken kommen, das Hunde nichts untereinander regeln, wenn man so etwas mit ansehen kann. Erst später wurde ich mit der Gedankenwelt konfrontiert, das der eigene Hund keine Entscheidungen treffen sollte. Nicht vorne laufen, nicht knurren, nicht atmen. Das alles waren schon Symptome für das eigenständige Handeln des Hundes, welches direkt unterbunden werden musste. Hier ging es um Kontrolle. Nicht nur um die, die man auf den Hund ausübte, sondern vor allem um die Kontrolle des Menschen, die im Stechschritt marschierend, zusammen die Hunde kontrollierten. Gebrandmarkt wurde das Ganze mit „den Hund natürlich führen“. Ja, diese Führung scheint generell ein Thema zu sein, bei genau einer solchen Denkrichtung. Gibt es da denn nicht ein Gegengewicht oder ein Gegenwert? Führung zu kritisieren ist für mich nicht das Thema. Ich empfinde dieses Wort nicht als negativ. Aber Führung zu kritisieren in Hinsicht auf die Ausübung, ist absolut wichtig. Denn wir können eine Führung haben, die dem Gegenüber alles abspricht oder wir können eine Führung haben, die dem Gegenüber eine Entwicklung zu eigenen Fähigkeiten ermöglicht. Diese Fähigkeiten sollten in meinen Augen natürlich in einem Kontext stehen, der zum Beispiel das Miteinander nicht beschneidet. Gibt es also einen Mittelweg? Ich denke schon. Die beiden Extreme 'nichts zulassen' und 'alles zulassen', sind für mich keine Wege mehr. Ich habe meine Hunde schon immer kommunizieren lassen. Damit ist auch inbegriffen, das sie anderen Hunden klar sagen, das sie hier zu weit gehen. Das bedeutet, das meine Hunde eben Dinge selbst klären dürfen, aber auch müssen. Wie meine Hunde mit mir umgehen ist genau das klärende Gespräch. Bedeutet das dann nicht, das Hunde es so oder so für sich selbst klären müssen? Genau das heißt es. Egal wie man es dreht und wendet. Ob er mit anderen Hunden oder den Menschen kommuniziert, am Ende muss der Hund es mit sich selbst ausmachen. Vielleicht steckt hinter der Kontrolle des Hundes doch mehr eine Angst, das etwas passieren könnte. Denn in diesem Kontext, wenn ich Videos von hündischer Kommunikation zeige, werden genau diese Stimmen laut: „Was hätte nicht alles passieren können?“ Wir wären allerdings nicht beim stoischen Hund , wenn wir daraus keine Lehren ziehen würden. Die Stoiker haben bei dem Thema Kontrolle einen ganz klaren Standpunkt. Wir können nur unser Verhalten und unser Denken kontrollieren. Alles andere liegt außerhalb unserer Kontrolle. Wenn wir das auf den Hund übertragen, würden wir akzeptieren, das wir zwar entscheiden können wie wir uns gegenüber dem Hund verhalten, wir aber das Verhalten des Hundes nicht kontrollieren können. Dafür ist er selbst verantwortlich. Und wenn es dann zu einer Auseinandersetzung kommt, dann müssen wir das Leben akzeptieren wie es ist. Es kann passieren. Und das sage ich als Besitzer eines Hundes, der nicht nur Löcher erntet, sondern auch sät. Aber genau dadurch habe ich meinen Hund auch kennengelernt. Nach Bissen, die man wirklich als schlimm einschätzen könnte, stand er wieder gerade und hat sich weiter dafür eingesetzt, das Spielregeln eingehalten werden. Selbst bei Hunden von denen er auf die Nase bekommen hat, stand Koba wieder davor und handelte im Sinne von: „Okay das hat mich überrascht, aber ich zeige dir du solltest dich auch mal überdenken.“ Er rennt nicht voller Wut auf den Hund los, sondern wird vorsichtiger, bleibt aber bei seinen Ziel. Wir können das als Menschen blöd finden, verurteilen und darauf hoffen, das unserem Hund niemals etwas passiert. Aber das ist nicht realistisch. Wir sollten davon ausgehen, das unserem Hund immer etwas passieren kann. Und das nun mal zum Leben eines Hundes oder eines Menschen dazugehört. In dieser Denkweise steckt nämlich nicht nur der Umgang mit Freiheit, sondern auch eine, die es uns erlaubt, mit Hunden vernünftig umzugehen. Kein Hund und kein Mensch hat das Recht darauf, nicht kritisiert zu werden oder ein Anrecht darauf, das ihm nichts passiert. Gedanken, die sich dagegen aussprechen sind jene, die sich gegen das Leben selbst wenden und etwas kontrollieren wollen, das nicht kontrollierbar ist. Wer all das nicht wahrhaben will, sollte sich darüber Gedanken machen, warum ausgerechnet Hunde diejenigen sind, die es anderen Hunden ermöglichen können, wieder einen Zugang für ein Miteinander zu bekommen. Ich kenne niemanden, der wirklich bei Verstand ist und Hunden helfen will, der nicht auf die Hilfe von anderen Hunden zurückgreift. Denn Hunde haben ihre Kommunikation. Das Einzige was diese Kommunikation zerstört, ist die Denkweise des Menschen über ein Leben, das kontrollierbar ist. Genau das nimmt der stoische Hund als Anlaß, seine Arbeit eben nicht danach zurichten, wie man etwas am besten kontrollieren kann. Es geht um die eigene Vorstellung und das erarbeiten von Handlungsoptionen, deren man sich bewusst werden muss. Die Kommunikation zwischen Hund und Mensch sollte eben nicht auf der Ebene stattfinden, bei der das Verhalten des Hunde kontrolliert wird, sondern man im Austausch miteinander steht. Seine Werte hat, über die eben nicht diskutiert wird. Erst dann kann der Hund eigenverantwortlich leben und sich der Konsequenzen seines eigenen Handelns bewusst werden. Und auch er wird es schaffen die Realität als das anzunehmen was es ist. Wenn er das nicht eh schon macht und jeden Hund eben nicht als den besten Freund betrachtet, sondern als potentiellen Feind, dem es möglich sein könnte, ihm zu schaden. Die Stoiker nennen diese Übung 'praemenditatio malorum'. Eine Sichtweise, die sich auf das Schlimmste was passieren kann, richtet. Es ist die Vorbereitung auf ein Worst-Case-Szenario. Dieses ist bestimmt nicht, wenn sich zwei Hunde mal in der Wolle haben und vielleicht sollten wir anfangen, das auch so zu betrachten.
von Stephan Peukert 17. August 2024
Vor kurzen ist mir ein Instagram Profil begegnet. Eine Frau spricht auf diesem über Tierkommunikation. Ein Beitrag ist mir besonders aufgefallen, den ich aber nur durch Zufall gelesen habe. Der O-Ton dieses Posts geht um den verstorbenen Hund, der ihr gesagt hat, dass der Schmerz der Frau, nicht der des Hundes sei. So weit so gut. Ich stimme überein. Weiter erzählte der Hund, so zumindest der Text, dass er sich gut fühlt in seinem körperlosen Zustand. Ich glaube es wurde als der Seelen-Zustand beschrieben. Ich stehe da und Frage mich: „Tierkommunikation - Was ist das eigentlich immer und warum klingt es fast immer danach, als geht es um einen Schmerz, der nicht da sein muss.“ Ich gebe zu, dass ich mich den Themen der Esoterik oder Spiritualität früher komplett entzogen habe. Ich würde sogar sagen, dass ich ein absoluter Gegner war. Doch beim Kampf gegen diese Begriffe, bin ich immer wieder daran gescheitert, sie irgendwie greifbar zu machen. Also irgendwie zu definieren, wo gegen ich bin. Natürlich kann man das schon als ein Zeichen deuten, sich überhaupt nicht dafür öffnen zukönnen und im Sinne von: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“, aus Prinzip dagegen zu sein. Aber das ist heute nicht mehr so. In einer Welt die einem immer verrückter erscheint, fängt man an, sich umzuschauen, was es denn noch für Interpreationen vom Leben gibt. Und dafür finde ich die Esoterik und die Spiritualität perfekt. Sie bietet dir eine Möglichkeit, die Welt anders zu sehen, zu betrachten und vorallem auch zu erfahren. Du kannst einen Glauben daran entwickeln. Aber etwas lässt mich nicht los. Dieser grübelnde Gedanke, dass es eine Flucht aus der Realität ist. Flucht, Ablenkung oder doch eine Überzeugung mit Hand und Fuß? Ich bin mir nicht sicher. Wenn ich im Wald stehe spüre ich etwas. Etwas völlig anderes, als wenn ich an einer viel befahrenen Straße stehe. Noch deutlicher wird mir das, wenn ich durch die Innenstadt von München laufe. Durch den Trubel und dann zieht es mich aufgrund der Fotografie in eine Kirche. Sofort bist du in einem anderen Zustand. Die Welt da draußen existiert nicht mehr. Es war der Soziologe Harmut Rosa, der es groß auf ein kleines Büchlein schrieb: „Demokratie braucht Religion.“. Ein Glaube an etwas. Auch er beschreibt das Betreten der Kirche als etwas, was es den Menschen ermöglicht, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Vielleicht sogar aus den Augen Gottes. Oder einer höhren Macht. Da kommen für mich Esoterik/Spiritualiät und Religion zusammen. Und dann wache ich kurz auf. Krieg. Unsicherheit. Überfüllte Tierheime. Wobei mir übel wird, wenn ich letzteres in dieser Reihenfolge mit aufzähle. Die Ukraine hat Territorium in Russland erobert. Es finden die ersten Agriffe der Ukraine auf russischem Boden statt. Der Iran droht Israel, wobei dass die meisten der Welt aufgrund des zunehmenden Antisemitismus erfreuen wird. Trump vs. Kamala. Die Politik gegen das Volk. Hassrede. Meinungsverbote. Wir befinden uns im Zeitalter des Wasssermanns. Das bedeutet Veränderung. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Esoterik und Spiritualität, wie im oben beschriebenen Sinne hilfreich und nützlich sein können. Was ist aber wenn wir die Realität aus den Augen verlieren. Wenn wir aus Hunden Lebewesen machen, die telepathisch kommunizieren. Wenn genau diese Gedanken die Körperlichkeit der Hunde ausblenden. Die das Bild des Hundes so verdrehen, um es für die eigene Weltanschauung zu nutzen. Auf einmal wird das alles nicht mehr eine Hilfe zur Orientierung. Auf einmal wird es ein Instrument. Ein Instrument, um andere aus ihrer Unsicherheit zu holen und ihnen eine Welt aufzuzwingen, in der sie nicht unsicher sein müssen. In der sie sich halten müssen, um das innere Kind zu beruhigen. In der Emotionen gefühlt werden dürfen. In der Esoterik und Spiritualität ein Luftschloss sind, die eine Parallel-Gesellschaft bilden und sich der Gesellschaft entziehen. Sekten die auf die Suche gehen, nach Menschen die von der Realität und Schwere des Lebens überfordert sind, um sie von Morgens bis Abends anzulügen, dass das Leben einfach sei, wenn man sich dem hingibt, was da ist. - Mann, haben diese Menschen ein Glück. Sie haben den Luxus, sich eine Scheinwelt aufzubauen, darin zu leben und danach zu leben. Um sich rum kaum jemand, der sie auf ihr widerwertiges Lächeln anspricht, dass wie aus der Druckmaschine allen ins Gesicht gestempelt wurde. Sartre meinte in meinen Augen genau das, als er über den Ekel schrieb. Wie ekelige Würmer verhalten sich ihre Stellen, an denen Arme und Beinen sein sollten. Ich schweife ab. Es kann nichts Gutes geben, wenn es das Schlechte nicht geben darf. Warum sollte ich einen trauernden Menschen daran hindern, zu einem Tierkommunikator zugehen und die Trauer über eine Lüge zu bewältigen? Warum sollte ich dem Menschen nicht einfach klar machen, dass der Tod zum Leben dazugehört, genau wie der Schmerz, den man empfindet durch den Verlust. Und genau dieser Schmerz mahnt uns, unser Leben so bestimmt wie möglich zu leben, um am Ende nicht sagen zu müssen, ich hatte keine Zeit. Seneca sagt, dass das Leben nicht kurz ist. Wir verschwenden es nur. Und vielleicht verschwenden wir es mit den Träumen unserer Sehnsüchte. Vielleicht sollten wir akzeptieren, was da ist. Das Leben selbst. Mit seinen schwierigen Aufgaben und den Anforderung an uns. Vielleicht leben wir dann einfach nach der Relegion der Selbstverantwortung und schauen einfach mal, wohin uns das führt.
von Stephan Peukert 9. August 2024
Wie Mehrhundehaltung das Bild vom Hund beeinflusst. Vielleicht hast du das auch schon einmal gesehen, wie Menschen mit mehreren Hunden gleichzeitig spazieren gehen. Ich selbst habe früher in einer Hundepension gearbeitet und bin mit dem Hundetrainer zusammen mit 20 Hunden spazieren gegangen. Doch was wir da sehen und wie die Kommunikation stattfindet, ist mehr eine Verwaltung, als wirkliche Kommunikation. Wie viele Hunde braucht es? Während meiner Reisen durch Rumänien habe ich nur selten große Gruppen von Hunden gesehen. Ab und zu an Orten, wo es Fressen gab, wie bei Müllhalden, habe ich mehrere Hunde gesehen. Der Normalfall waren maximal 2-3 Hunde. Am häufigsten war ein Hund für sich. Wenn ich dann teilweise sehe, wie Menschen mit 8, 9, oder 10 Hunden gehen, Frage ich mich schon, was Menschen dazu bewegt. Okay, vielleicht sind es schwer vermittelbare, oder aggressive Hunde, die dann bei einem Experten landen. Aber auch da frage ich mich, mit welcher Einstellung jemand diesen Weg wählt. Denn eins ist Fakt. Je mehr Hunde, desto mehr Verwaltung muss stattfinden und desto mehr Kontrolle muss man auf die Hunde ausüben. Dieses Bild, das dabei entsteht, ist natürlich eine Notwendigkeit. Man stelle sich das einfach beim Menschen vor. Eine Klasse von 20 Schülern. Da bleibt kaum Spielraum für Verhalten außerhalb der Gruppenkontrolle. Denn sobald einer kippt, könnte er die ganze Gruppe mitnehmen. Deswegen ist es wichtig, die Gruppe so zu organisieren, dass es Regeln gibt, an die sich alle halten. So weit so gut. Je enger Hunde jedoch zusammenleben, desto straffer müssen diese Regeln sein. Vor allem beim Spazieren ist das Miteinander dann von einem gemeinsamen Verhalten gekennzeichnet, das eben wenig Spielraum lässt. Das ist eine ganz einfache Logik von Gruppenverhalten. Wenn ich jetzt aber nur zwei Hunde habe, kann ich diesen zwei Hunden automatisch mehr Spielraum lassen, da ich eben zwei Hunde schneller organisiert bekomme, als eine Gruppe von 10 Hunden. Daraus folgt die Logik, dass 10 Hunde straffer organisiert sein müssen als zwei Hunde. Auf der anderen Seite lassen sich die 10 Hunde dadurch einfacher führen. Da haben wir dann das Thema, dass jemand, der sich auf einen Hund konzentriert, ihm mehr gerecht werden will. Hat man 10 Hunde, ist das kaum noch möglich. In der Gruppe müssen individuelle Interessen hinter die Organisation der Gruppe fallen. Warum verfälscht das das Bild vom Hund? Wenn wir Gruppen von 10 Hunden entscheiden lassen würden und sagen würden, dass diese der Leitfaden sind für jeden Hundehalter, wäre die Kontrolle und die Organisation und das damit verbundene abstellen von individuellem Verhalten das Programm. Ein Hund auf den ich mich konzentrieren könnte, kann in meinen Augen einfach mehr Spielraum haben innerhalb eines bestimmten Rahmens, der definitiv anders sein kann, als mit 10 oder 5 Hunden. Dass es da natürlich auf den Hund ankommt, ist für mich absolut logisch. Und da sind wir beim Thema. Wenn eine Gruppe von 10 Hunden straff organisiert sein muss, heißt dass nicht, dass andere Hunde auch straff organisiert sein müssen. Habe ich 10 Hunde kann ich diese nicht freier werden lassen, weil alles das Potential für Konflikte bereit hält. Zum Vergleich - nur ein Hund, der auch in der Erregung höher geht, kann ich in diesem Zustand lassen, bis es eine wirkliche Notwendigkeit gibt. Bei einer Gruppe von 10 Hunden ist die Notwendigkeit einfach ganz wo anders. Da kann jede Erregung zu einer Gruppendynamik führen, die Eskalationspotential hat. Wir kennen alle diese Logik. Das beschriebene Prinzip ist völlig normal. Auf Konzerten mit sehr großem Publikum sind Glasflaschen nicht erlaubt. Auf kleinen Festen sind sie absolut okay. Der Grund ist, dass es in der größeren Gruppe mehr Konfliktpotential gibt. Wäre es jetzt in Ordnung Glasflaschen für alle zu verbieten? Ich denke nicht. Eine Politik der Masse ist eine Politik gegen das Individuum. Und vielleicht ist da auch eine Thematik, die erklären kann, warum es Menschen gibt, die ihre eigene Freiheit 10 Hunden unterordnen, wohingegen andere lieber mit ihrem einen Hund durch die Welt reisen wollen. Ein Leben mit 10 Hunden ist einfach mit einer anderen Lebensführung verbunden, als mit einem Hund. Ich persönlich habe nicht den Wunsch danach, permanent 10 Hunde zu führen. Könnte ich das? Sehr wahrscheinlich. Aber ich will es einfach nicht. Ich brauche Raum für mich selbst. Da sind 10 Hunde und manchmal sogar schon 2 fehl am Platz. Es liegt eben doch an der persönlichen Entscheidung, wie man sein Leben führen möchte. Mit der größtmöglichen Freiheit und der damit verbunden Verantwortung oder der Kontrolle die deinen Alltag bestimmt und deine Verantwortung an deinem Umfeld misst. Zum Schluss möchte ich dennoch den Respekt für all die Menschen aussprechen, die 10 Hunde händeln und sich eben auch die schweren Fälle annehmen. Dennoch seid ihr Verwaltungseinrichtungen. Klar kann man Hunde verwalten. Ich mag es aber lieber lebendiger. Ich habe lieber einen durchgeknallten Border Collie als 10 hinter mir laufende organisierte Hunde. So kann ich dem Border wenigstens Eigenverantwortung übertragen. Bei der Gruppendynamik bei 10 Hunden wird meist immer ein schuldiger gesucht. Als Fazit lässt sich sagen , schau auf dein Bedürfnis. Ich bin das auch einmal durch mein Ego übergangen. 2 Hunde reichen für mich völlig aus. Mehr ist, zumindest für mich, ein Anzeichen für ein Thema, das man bestimmt bei jedem Einzelnen aufmachen kann. Nichts desto trotz, laufe ich gerne mal mit 10 Hunden zum Spaß. Mein Alltag wird es aber nicht werden. Dafür hab ich zu viel Interesse am Menschen, als mein Leben nach dem Hund zu richten.
von Stephan Peukert 9. Juni 2024
Warum Hunde unser Erziehungsziel in Frage stellen. Kennst du auch dieses Gefühl, wenn du Menschen um dich hast, du aber denkst, du müsstest die ganze Zeit für sie sprechen, etwas für sie tun oder ihnen sogar helfen? Wenn man in einer beratenden Tätigkeit arbeitet, so ist es zumindest bei mir, ist man umgeben von Menschen, die in einem permanent dieses Gefühl auslösen. Sie sprechen Dinge nicht direkt aus, sie haben kaum eigene Gedanken, die zur Lösung beitragen und hoffen einfach nur auf die nächste Vorgabe. Wenn wir ehrlich zu uns wären, beruht darauf das ganze Geschäft rund ums Hundetraining. Es gibt da Experten, die sagen, was erlaubt ist und was nicht und die andere Seite der Hundehalter, die sich kaum etwas traut, aus Angst verurteilt zu werden oder einen Fehler zu machen. Irgendwie ist es dann doch auch nicht verwunderlich, wenn gerade im Bereich der Hunde immer wieder über Emotionen gesprochen wird. Vertraue deinen Emotionen. Die Emotionen des Hundes sind wichtig. Was übersetzt nichts anderes heißt als: "Du wurdest unselbstständig gemacht. Glaub weiterhin alles, was von außen kommt." So werden sich Kunden heran gezüchtet, die in Videos immer wieder am selben Hund vorbei laufen und mehr als die zu Dressierenden betrachtet werden könnten , als es die Hunde sind. Es scheint eine stille Akzeptanz darüber zu geben, dass man Menschen im Handeln verändert und nicht im Denken. War ein Mensch vorher unsicher, ist es also komplett okay, wenn er jetzt einfach genau das macht, was eine andere Person ihm gesagt hat. Der Erfolg besteht dann darin, dem Menschen ein neues Verhalten beigebracht zu haben, anstatt das eigenen Handeln in Frage zu stellen. Natürlich frage ich mich selbst, ob mein Anspruch an meine Arbeit zu hoch ist. Ob es ein Ziel ist, das ich nur deswegen verfolge, weil ich es nicht erreichen werde oder, ob es einfach aus der eigenen Angst entsteht, wieder in einer Kontrolle zu landen, wie ich sie selbst kennengelernt habe. Oder ist es einfach mein Antrieb, mich aus der Kontrolle befreit zu haben und Menschen die Möglichkeit zu geben, dort auch heraus zu kommen. Aber vielleicht wollen Menschen auch einfach nur, dass ihr Hund funktioniert und dann ihre Ruhe. Doch Hunde lassen uns in diesem Zustand nicht in Ruhe. Die meisten Hunde haben ihre Empfindung noch nicht abgestellt oder wegtrainiert bekommen. Was in den meisten Fällen im Hundetraining, definitiv das Ziel ist. Sie empfinden den selben Druck, den ich zu Beginn beschrieben habe. Dieser Druck in einem Umfeld zu sein, in dem niemand eigenständig handelt, bzw. seine Entscheidung immer vom Gegenüber abhängig macht, ist der, der unsere Hunde nervös und unsicher macht. Dahinter steckt nichts anderes, als die Übertragung der eigenen Unselbstständigkeit auf den Hund. Wir verhalten uns häufig noch immer, wie kleine Kinder, was unseren Hunden nicht grundlos das Gefühl vermittelt, eine elterliche Funktion einzunehmen, was zur Folge hat, die Kinder zu beschützen und zu erziehen. Wir Menschen haben gerade bei den Hunden genau den Fehler gemacht, dass wir meinen, Erziehung bedeutet Sicherheit und im weitesten Sinne auch Schutz. Wie Glucken zerdenken wir den Hund und schauen rechtzeitig und zum richtigen "Zeitpunkt" das Leckerli zu geben, um alles richtig zu machen. Sobald der Hund einmal nicht unseren Schutz bekommt, ist er traumatisiert, die Beziehung kaputt und der Mensch wieder in kindlicher Scham versunken, doch nichts richtig machen zu können. Das unsere Hunde unser Verhalten damit als komisch empfinden und gleichzeitig unser Erziehungsziel in Frage stellen, spielt leider kaum eine Rolle. Denn statt Erziehung in Frage zu stellen, werden Methoden in Frage gestellt und die Emotionalität immer höher gestellt. In Zukunft werden Menschen wohl keine Handlung mehr tätigen können, die andere auf irgendeine Art und Weise verletzen könnte. Ergo, werden sie ihr Handeln komplett einstellen und immer andere entscheiden lassen, was richtig ist und was nicht. Eine Kontrolle von Außen, führt zur Unsicherheit der Kontrollierten. Das bewirkt aber folgendes Problem: Je unsicherer die Menschen sind, desto empfänglicher werden sie für Vorgaben im Außen. Jetzt kommt es darauf an, wer die Kontrolle haben möchte. Der, der sie bereits hat oder der, der auf die Verunsicherung abzielt, um Kunden zu gewinnen oder sogar ganze Systeme zum Kollaps zu bringen. Was wir zumindest von unseren Hunden lernen könnten, wäre unser Ziel zu verändern. Wie wäre es also an unserer eigenen Selbstständigkeit zu arbeiten, anderen ihre zurück zu geben und den Hunden und uns selbst, mal wieder ein bisschen mehr zu zutrauen, anstatt die ganze Zeit im eigenen emotionalen Chaos zu baden, welches sich nur am größten Mitleid orientiert - nicht aber am schönsten Gefühl der Freiheit. Es ist die Entscheidung jedes Einzelnen, sich selbst zu überwinden oder zu glauben, dass andere mehr über einen selbst wüssten, als man selbst. Dafür muss man sich aber kennenlernen, die Kontrolle auflösen und akzeptieren, dass man sich immer noch wie ein Kleinkind verhält, das nie Kind sein durfte. Deswegen glaubt es, nur zu wissen, wie sich Erwachsene verhalten. Denn eigentlich hat noch nie ein vernünftiger Erwachsener mit einem geredet. Sie haben halt immer nur erzogen.
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